Die tragende Leichtigkeit des SeinsVon "Gut und Böse", vom Über-Ich, von Intuition und innerer Führung Wir leben in einer Christlichen Kultur, in der gläubige Menschen an Gott glauben. Der Christliche Glaube ist monotheistisch, was heißt, dass es keine weiteren Götter gibt, an die ein Christ zu glauben bräuchte. Gott steht im Christlichen Glauben in jedem Fall für das Gute. Gleichwohl werde ich immer wieder mit dem Bild konfrontiert, "Gut" und "Böse" sei ein sich gegenseitig bedingendes Gegensatzpaar wie Plus und Minus, Tag und Nacht, Frau und Mann. Über die Figur des "Satans" oder "Teufels" erhält "Das Böse" darin implizit einen göttlichen Status und über die angebliche Gleichwertigkeit von "Gut" und "Böse" erhält auch "Satan" subtil einen Gott ähnlichen Status. Öffentlich bekennen sich nur wenige dazu und dennoch spielt diese Haltung untergründig in unserer Kultur eine große Rolle. Vor einiger Zeit erzählte mir ein Freund, dass er sich in einer Lebenssituation befände, in der er sich zu entscheiden hätten zwischen "dem Guten" und "dem Bösen".
Was sollte "Das Böse" bieten können?Natürlich besteht die prinzipielle Möglichkeit, sich durch Rücksichtslosigkeit scheinbare Vorteile zu erringen. Aber ein Mensch muss ja schon sehr durchtrieben sein, um dann noch die Wertschätzung seiner sozialen Umwelt zu erhalten. Er muss ferner ein gehöriges Maß an Energie darin investieren, einen solchen Zustand des Ungleichgewichts zu anderen Menschen aufrecht zu erhalten.
"Das Böse" als "Gegengott"?Folgt man der Geschichte von Luzifer, welcher sich als einer der Erzengel gegen Gott auflehnt, wäre "Der Teufel" im Rang klar dem Gott untergeordnet. Dennoch macht das Bild vom (notwendigen) Gleichgewicht von "Gut und Böse" immer wieder die Runde, als handle es sich um sich gegenseitig bedingende Gegensätze wie den elektrischen Plus- und Minus-Pol, Tag und Nacht oder Mann und Frau. Mit Sicherheit ist beispielsweise der Tod eine notwendige Bedingung zum Leben. Ein wie auch immer geartetes "Böses" ist dies jedoch nicht. Wenn die Schöpfung ein Wunder ist, wie auch das Leben und im speziellen unser eigenes menschliches Leben ein unbeschreibliches und unfassbares Geschenk ist, so gibt es in diesem Leben vielleicht Höhepunkte der Kraft, der Gesundheit, eines kulturellen Ausdrucks und verschiedenes mehr. Naheliegender Weise gibt es dabei auch Zeiten der Schwäche, in denen diese Harmonie und Perfektion des Lebens eingeschränkt ist und die individuelle oder gemeinschaftliche Kraft nicht im vollen Maße zur Verfügung steht. Aber dieser Schwäche einen Gott zu widmen, welcher daran Freude hätte, das Leben, die Kraft und die Liebe zu schwächen, das scheint mir sehr konstruiert zu sein. "Das Böse" als Idealisierung oder Fehlinterpretation von Missgeschicken, Kraftlosigkeit und KrankheitDas Leben ist eine kaum nachvollziehbare Leistung eines bewusst nicht beherrschbaren Prozesses der Gleichgewichtssteuerung mit einer unüberschaubaren Vielzahl von Parametern. Zu einem kleinen Teil ist unser Bewusstsein in diesen Prozess involviert und kann ihn beeinflussen. Zeitweise leben wir im Fluss, die Balance gelingt uns gut und ohne Anstrengung. In Zeiten, in denen das Gleichgewicht hingegen gestört ist, erleben wir die Balance als Anstrengung, die uns soweit belasten kann, dass wir uns am liebsten aus der Gegenwart flüchten wollen. Dieses Erleben von Hoffnungslosigkeit oder Überanstrengung kann durchaus in eine Art Todessehnsucht oder Lebensfeindlichkeit münden. Diese Lebensfeindlichkeit kann sich gegen einen selber oder gegen andere Menschen oder Wesen richten. Diese Kraft kann sich steigern, nach dem immer mehr Dinge aus dem Gleichgewicht geraten. Auch hier sehe ich keinen Anlass, die Kraft als eigenständige zerstörerische "göttliche" Kraft zu verstehen, sondern betrachte sie eher als Schwäche oder als reduzierte Lebenskraft. Aus dieser Sichtweise heraus gibt es auch keine Sehnsucht nach "Bösem", sondern immer einen Wunsch nach Gesundheit, Kraft und Harmonie, der lediglich durch das Erleben von Krisen in Hilflosigkeit oder Aggression umschlagen kann. Neid, Eifersucht, Missgunst, Stolz oder andere, oft als "Wurzelsünden" bezeichnete Verhaltensweisen können sogesehen als ursprünglich lebensbejahender Impuls eines Menschen verstanden werden, der sein Selbstvertrauen und die Gelassenheit verloren hat und sich aus der Substanz holen will, was ihm an Reserven fehlt. Leben im FlussGreifen wir die Idee vom "animalischen Leben" noch einmal auf: Tiere leben im Gleichgewicht (wenn sie gesund sind) und mit Sicherheit animalisch. Ausufernden Lebensstil, Exzesse oder überbordernde Agression kann man bei Tieren selten beobachten. Im Gegenteil haben Tiere einen sehr feinen Instinkt für ihre Bedürfnisse und aus menschlicher Sicht könnte man vielfach sagen, Tiere lebten "diszipliniert", was aber im Sinne des Wortes sicher nicht der Fall ist. Auch Raubtiere leben abgesehen davon, dass sie andere Tiere reißen, nicht exzessiv.
Auf der anderen Seite sind einem sensiblen Menschen, der verantwortungsvoll mit seinen Mitmenschen und sich selber umgeht und der wach und aktiv durch das Leben geht, in der Regel viele Glücksmomente vergönnt. Lebendigkeit, Kraft und Glück lassen sich nicht herbeizerren. Man kann ihnen aber ein Nest bauen, indem man sensibel mit sich selber und der Umwelt umgeht, sich selber und die Umwelt erforscht, Lernbegierig ist und die Präsenz im "Hier und Jetzt" durch Meditation stärkt. Diese Präsenz und Wahrnehmung stärkt den Tiefen Zugang zur Wirklichkeit und zu der mächtigen Intuition, die nur bei einem gelassenen Menschen den Weg mit einer Intelligenz zu weisen vermag, welche dem reinen Verstand oder einer abstrakten Moral nicht zugänglich ist.
"Sich gehen lassen" und VerantwortungDie Konsequenz des bislang gesagten will ich in folgender These zusammenfassen:
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