EngagementBereits auf den Seiten Demokratie und Frieden habe ich aufgezeigt, welchen Einfluss eigenverantwortlich handelnde Menschen auf die Geschicke des Planeten nehmen können und in welchem Maße ein Engagement für den Frieden und die Menschlichkeit auch für die eigene Zufriedenheit zuträglich ist.
Die Elite der eigenverantwortlich EngagiertenEs ist nicht erforderlich, dass die breite Masse tiefe politische Kenntnisse erwirbt und sich engagiert. Es gibt Menschen, die geführt werden wollen und die darauf angewiesen sind, das andere Verantwortung übernehmen und das ist auch gut so.
Die Agilität der "Unmoralischen"Die Philosophie des "Idealismus" hat unser heutiges moralisches Wertegefüge, das Völkerrecht und unsere Gesetzgebung maßgeblich beeinflusst. Im Idealismus werden Menschenrechte und Pflichten postuliert, die sich in verschiedenen nationalen und internationalen Regelungen Niederschlag gefunden haben. Wir brauchen jedoch nicht davon auszugehen, dass Menschen, die gegenüber der Allgemeinheit gleichgültig sind, diese Wertegefüge für sich übernommen haben. Wenn diese humanitären Werte eine übergeordnete Bedeutung haben, dann eher im Nachhinein für die Seele der handelnden Menschen. Aber es macht keinen Sinn, Menschen auf Pflichten verpflichten zu wollen, die gar nicht oder nur über ein gesellschaftliches Sanktionierungssystem erzwungen werden können. Andere Menschen dazu zu bringen, sich in ein gemeinnütziges Wertesystem einzufügen, kann immer nur ein Werben sein, wenn man keine Möglichkeiten zum Zwang hat oder anwenden will. Im allgemeinen Verständnis des Idealismus fehlt mir das Bewusstsein für die Relativität der postulierten Wertesysteme. Vielfach wird ein "man sollte" postuliert, ohne klar zu stellen, dass dies lediglich eine wünschenswerte allgemeine Konvention darstellt und kein höheres Absolutes. Das wäre gegeben, wenn ein "Gott" Personen sofort zwänge, das Wertesystem zu stützen. Das tut aber kein Gott und somit hat das Wertesystem nur für Menschen Bedeutung, die sich freiwillig diesem Wertesystem unterordnen oder die über ein System gesellschaftlicher Zwangsmaßnahmen darin eingebunden sind.
Ein Zigarettenverkäufer (als nicht moralisch motivierte Person) zum Beispiel hat es da "leichter". Er kommt gar nicht auf die Idee, eine "Forderung" des Kaufes seiner Zigaretten aufzustellen. Er ist bestrebt, die Zielgruppe zu verstehen und Wege zu finden, sie zu der gewünschten Handlungsänderung zu bewegen. Davon sollten engagierte Menschen etwas abschauen. Nicht den Verkauf von gesundheitsschädigenden Produkten oder anderen Produkten, die die Welt nicht braucht. Aber der Respekt, den der Zigarettenverkäufer seiner Zielgruppe entgegenbringt, indem er sie zu verstehen sucht und eine freie Entscheidung (natürlich in seinem Sinne, da ist er wieder respektlos) erzielen will. So könnten Menschen, die die Welt verbessern wollen mehr erreichen, als viele Aktionen mit hilflos erhobenem Zeigefinger. Die Wirkung von informeller EinmischungZu jedem politischen Thema gibt es relativ kleine Zirkel von beteiligten Personen, die das Thema diskutieren. Das können auf der einen Seite "Think-Tanks" sein, die aus hochbezahlten Ideologen bestehen, die politische Interessen im Sinne der Geldgeber und vielfach nicht zum Nutzen der Allgemeinheit vertreten. Weiterhin sind es Entscheider, wie Parlamentarier, Minister, Manager und andere Verantwortliche. Weiterhin treffen sich in derartigen informellen Zirkeln Experten und Vertreter von Interessengruppen. Eine solche Interessengruppe ist die Bevölkerung, die jedoch in solchen Zirkeln selten stark vertreten ist. In diesen Zirkeln suchen die Entscheider nach Kriterien für ihre Entscheidungen. Abgesehen davon, dass manche Entscheider über Korruption gewisse Verpflichtungen eingegangen sind, haben sie in den häufigeren Fällen ein Interesse am Gemeinwohl. Die starke Dominanz von Lobbyisten verstellt jedoch häufig den Blick auf die Wahrheit. Darüber hinaus herrscht in diesen Zirkeln eher ein Ton der Sachlichkeit. Zum einen aus dem Interesse am Gemeinwohl, zum anderen, um Entscheidungen auch gegenüber der Öffentlichkeit vertreten zu können. Vielfach sind die Orte, an denen diese Zirkel sich treffen, frei zugänglich und es spricht nichts dagegen, sich an der Diskussion zu beteiligen. Manchmal laufen solche Diskussionen sogar in freien Internetforen ab. Vielfach finden auch Internetforen, die sich allgemein mit den Themen befassen, hohe Beachtung, da sie bedeutsame auf die Stimmung im Volk geben. Auch Leserbriefe haben in diesem Sinne große Wirkung, selbst wenn sie nicht gedruckt werden, weil sie den Redakteuren die Grenzen der Manipulierbarkeit aufzeigen und zu sachlicherem Schreiben zwingen.
Engagement in ParteienEs ist sicher nicht jedermanns Sache, in Parteien Wässerträger zu spielen und die vielen anstrengenden Verpflichtungen auf sich zu nehmen. Aber gerade in den Parteien spielt sich viel entscheidendes ab, denn ein kleiner Teil der Bevölkerung trifft eine Vorauswahl von Politikern, die später viel Macht haben. Außerdem sind Parteien ein Forum, in dem sich die Politiker für ihr Handeln rechtfertigen müssen und in dem Leitlinien der Politik festgelegt werden. Hier vollziehen sich auch die bedeutsamen Betrügereien, indem Politiker sich aufgrund falscher Versprechen wählen lassen. Nun sind in den Parteien, vermute ich, überwiegend Menschen engagiert, die für die Allgemeinheit das beste wollen. Die Welt wird nicht besser, wenn sich noch mehr Menschen mit den selben Fähigkeiten dort tummeln. Entscheidender ist, dass die Menschen in den Parteien nicht nur den allgemeinen Regeln folgen und brav wählen, ohne zu verstehen. Von größter Bedeutung wäre detektivische Wachsamkeit der Parteimitglieder für das Handeln der Politiker, ein Engagement, falsches oder schädliches Verhalten innerhalb der Partei öffentlich zu demaskieren und werbewirksame Unterstützung fähiger und integrer Kandidaten. Voraussetzung für solches Verhalten ist ein grundsätzliches Misstrauen in die gesamte Partei und eigenverantwortliches Recherchieren und agieren. Nicht mehr Engagement, sondern selbstbewusster und eigenverantwortlicher. Ein Fürspruch für DemonstrationenEigentlich hat es etwas fast schon kurioses, wenn sich Menschen auf einem Platz versammeln und Forderungen durch die Stra0en schreien, die kaum gehört werden. Sie lassen sich durch die Polizei drangsalieren und werden weit von den Politikern entfernt festgehalten, um die Wiktungslosigkeit zu spüren. Warum soll man sich das antun, wenn man doch den freien Tag viel angenehmer nutzen könnte? Tatsächlich sind viele Demonstrationen unerfreuliche Ereignisse, die menschliches Engagement verbrennen und verstummen lassen. Dann haben die Organisatoren viel falsch gemacht und einige Gedanken über die Ziele der Demonstration sind angebracht. Was kann eine Demonstration bewirken? Zunächst sei festgehalten, dass auf einer Demonstration wieder einmal eine kleine "Elite" von Menschen versammelt ist, die Verantwortung übernimmt, sich artikuliert und überproportional Gehör findet. Diese Elite sollte von den Organisatoren einer Demonstration als die wichtigste Zielgruppe betrachtet werden, denn sie muss für die Demonstration gewonnen werden und zwar wiederholt. Wie kann die Zielgruppe gewonnen und gehalten werden? Ganz einfach: Eine Demonstration muss Spaß machen. Man muss sich auf einer Demonstration wohl fühlen. Sie muss ein Fest darstellen, auf dem man sich gerne einfindet. Die Demonstranten müssen sich sagen: "Das war so schön, dass wir garantiert die nächste Demonstration nicht verpassen wollen!" Die Demonstration sollte die wesentlich attraktivere Alternative zum Fußballspiel, zum Fernsehnachmittag oder zum Kaffeeklatsch sein, denn dort kann man ja gleichgesinnte treffen.
Die Polizei ist definitiv keine bedeutsame Zielgruppe irgendwelcher Botschaften! Auf keinen Fall sollten sich die Organisatoren oder die Demonstranten das Ziel setzen, sich irgendwie gegen die Polizei durchzusetzen oder der Polizei irgendetwas zu beweisen. Die Polizisten sind bezahlte Beamten, die ihren Job tun und im schlimmsten Fall in Konflikten von den Politikern verheizt werden, um Demonstranten zu demotivieren. Die einzige Botschaft an die Polizei sollte lauten: "Wir sind rechtschaffene Bürger und wir wollen nichts zerstören; wir haben nichts gegen Euch und es gibt keinen vernünftigen Grund, uns an unserem Tun zu hindern!" Mit Sicherheit sollten die Organisatoren von Demonstrationen sich nicht alles gefallen lassen und auch die Wirkung der Demonstration an Orten des Geschehens nicht vermiesen lassen. Der größte Sieg über mögliche Schikanen der Polizei besteht jedoch in der guten Laune, die sich die Demonstranten nicht verderben lassen. Idealer Weise sind die Demonstranten für lange Wartezeiten gerüstet und können den festlichen Charakter fortsetzen, auch wenn der Ablauf durch Schikanen der Polizei verändert wurde. Erfahrungsgemäß hielt sich in der Vergangenheit die Polizei um so mehr zurück, je weniger sie provoziert wurde. Auch Einsatzleiter müssen ihre Befehle gegenüber den Beamten rechtfertigen und das fällt schwerer, wenn die Demonstranten keinen Anlass für Eingriffe rechtfertigen und kooperativ sind.
Die zweitwichtigste Zielgruppe einer Demonstration sind die Mitbürger, denn deren Meinung bestimmt die Politik am stärksten. Sie sollte für die Ziele der Demonstration gewonnen werden. Um dies zu erreichen sind beispielsweise Kleinigkeiten wie Kleidung und Auftreten von Bedeutung. Warum sollen Demonstranten nicht im feinen Anzug oder in schönen Kleidern auftreten. Warum sollen Demonstranten nicht eine Seriosität ausstrahlen, die den Bürgern signalisiert: Die haben etwas zu sagen, das sind keine Spinner! Nebenbei fällt es auch Polizisten wesentlich leichter, Menschen mit zerrissenen Kleidern abzudrängen, als vornehme Bürger. Ein solcher Auftritt könnte vielleicht auch mehr Bürger der Mittelschicht für die Demonstrationen gewinnen. Es kann doch nicht sein, dass Demonstrationen für den Frieden nur etwas für Jugendliche und Kommunisten sind. Der Anspruch der Seriosität und Sachlichkeit sollte auch in den Reden wieder zu finden sein. Das heißt nicht, dass Reden nicht emotional sein könnten. Aber sie sollten Inhalte vermitteln, mit denen sich Politiker auseinandersetzen müssen, weil die Argumente sich in den Köpfen festsetzen. Eine bedeutsame Wirkung von Demonstrationen ist das Gefühl der Verbundenheit. Über die Medien erhalten wir das Gefühl der Vereinzelung vermittelt. Auf Demonstrationen treffen sich reelle Bürger und artikulieren sich. Das Erlebnis, mit einer großen Menge von Menschen in den Zielen verbunden zu sein, schafft ein großes Selbstbewusstsein und dieses Selbstbewusstsein überwältigt die falschen Botschaften der Massenmedien und deklassifiziert den Eindruck, in einer Gesellschaft von desinteressierten Menschen zu leben oder hilflos zu sein. Es gibt viele Formen des Engagements. Aber bei jeder Form des Engagements gilt: Einzelne Menschen und auch kleine Gruppen, die sich eigenverantwortlich für eine Sache einsetzen bewirken weit aus mehr, als ihr Anteil in der Bevölkerung vermuten lassen würde. Vielfach können sie gleich dem bildlichen Schmetterling in einem anderen Kontinent ein Gewitter großen Ausmaßes auslösen. Das hat aber nichts mit Chaos zu tun, sondern mit der
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